Kennen Sie die SZ Beilage +3? Sie funktioniert so: den Lesern werden Fragen gestellt und die Antworten in der nächsten Ausgabe gedruckt. Eine der Fragen für das nächste Heft lautet:
Wie gelingt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
„Ist es schon für Singles nicht immer leicht, die berühmte Work-Life-Balance hinzubekommen, müssen Familien noch viel mehr Aspekte und Bedürfnisse unter einen Hut bringen. Gerade die Pandemie-Zeit hat gezeigt, wie wichtig familienfreundliche Ansätze in der Arbeitswelt sind. Sie haben Ideen und Impulse, wie man den ewigen Stau in der Rushhour des Lebens umfährt? Dann schicken Sie uns Ihre Antwort.“
‚Was für eine Frage!‘ war mein erster Gedanke, als ich sie in der letzten Ausgabe gelesen hatte. ‚Wie lässt sich solch eine große Frage denn mal eben mit 1440 Anschlägen beantworten?‘
Genau deswegen beschäftigt sie mich nun schon den halben Sonntag. Immer wieder kehren meine Gedanken zu ihr zurück. Ich denke: ja, familienfreundliche Ansätze in der Arbeitswelt braucht es unbedingt. Klar. Aber für mich geht die Frage tiefer, darüber hinaus. Ich glaube, sie betrifft insbesondere unser Mindset.
In den Anfängen der ‚Rushhour des Lebens‘ müssen wir uns erstmal mit der Fremdbestimmtheit arrangieren, die mit einem Kind plötzlich Einzug hält. Da ist erfahrungsgemäß wenig Zeit zur Reflexion. Wir funktionieren mit dem Mindset, das wir im Gepäck haben. Es besteht, heißt es in der Literatur, zu mindestens 80% aus Prägung, dann kommen die Glaubenssätze und die Selbstwertthemen dazu. Also ein großer Batzen, der viel Zeit bräuchte, um betrachtet zu werden – die aber nun gerade nicht da ist. Ein Dilemma.
Wie gut, dass wir Sprache haben und kommunizieren können. Und zwar das, was ist. Was für uns ist. Unsere Gefühle und die daraus resultierenden Bedürfnisse. Dann zeigen wir uns, wie wir wirklich sind. Dann machen wir uns verständlich. Das heißt, dann haben andere eine Chance, uns zu verstehen – und auf uns zu reagieren.
Um sagen zu können, was ist, braucht es:
1. eine Gelegenheit zum Gefühle Wahrnehmen
2. Mut
3. Angstfreiheit
4. Gehör/Zuhörer
Eine Gelegenheit zum Gefühle Wahrnehmen kann jeder Moment des Innehaltens sein.
Haben wir unsere Gefühle wahrgenommen, müssen wir sie uns auch eingestehen. Das ist die erste Mutprobe und nicht immer leicht, denn sie können manchmal ganz schön erschreckend sein.
Sie dann laut zu sagen ist der nächste mutige Schritt. Sie laut zu sagen, auch wenn sie nicht den eigenen Erwartungen oder/und denen des Umfeldes entsprechen, sperrig und unbequem sind, bedeutet, über die eigene Angst hinauszugehen.
Damit tun wir uns leichter, wenn wir mit Verständnis statt mit Repressalien und unangenehmen Konsequenzen rechnen müssen. Wenn wir also angstfrei sein dürfen. Äußere Angstfreiheit wird im Umfeld geschaffen. Dort, wo wir uns Gehör verschaffen, Zuhörer haben, wenn wir sprechen.
Genau darum geht es für mich bei der Beantwortung der eingangs gestellten Frage. Diese vier Voraussetzungen zusätzlich zu familienfreundlichen Ansätzen in der Arbeitswelt zu schaffen, ermöglicht die Umfahrung des Staus in der Rushhour des Lebens. Denn Umwege erweitern die Ortskenntnis.
Übrigens: Auch ich stelle ab jetzt jeden Freitag die FREITAGSFRAGE.
Als Inspiration und ‚food for thought‘.
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Freitags
frage
Folgen Sie mir zu der aktuellen FREITAGSFRAGE.
Lassen Sie sich inspirieren und zum Nachdenken anregen.
Ihr
Nutzen
Ein Moment des Innehaltens und der Reflexion
Selbsterkenntnis
Erkennen des größeren Ganzen
Klarheit
Inspiration zu weiteren, tieferführenden Fragen
Antworten, an die Sie bis jetzt noch nicht gedacht haben