Sterntaler hat alles gegeben, bis auf das letzte Hemd, dann empfängt es.

Vom Machen zum Bekommen

Kennst Du diese Beziehungen, wo die eine Person ganz viel macht und die andere ganz wenig? Die eine Person organisiert, denkt voraus, bereitet vor, ist aktiv, setzt um. Die andere Person ist körperlich anwesend, nimmt, was kommt und ist passiv. Die eine Person raucht sich auf. Die andere chillt. Die eine Person denkt, sie ist nur etwas wert, wenn sie leistet. Ansonsten fühlt sie sich schuldig. Die andere Person denkt, sie ist zu schwach, um zu leisten. Sie findet, die Welt schuldet ihr was. Die eine Person geht über ihre Kräfte. Die andere bleibt unter ihrem Potenzial.

Die Person, die so viel macht, möchte eigentlich gerne, dass für sie gemacht wird. Sie würde gerne Unterstützung bekommen und jemanden haben, der mitmacht, so dass sie weniger machen muss. Sie macht vor, was sie gerne von der anderen Person hätte. Nur lässt das viele Machen der anderen Person keinen Raum, um aktiv zu werden. Es ist alles bereits gemacht. Und sehr bequem. Nur eben im Ungleichgewicht.

Die passive Person hätte gerne, dass die Machende mal Ruhe gibt. Auch sie macht vor, was sie gerne hätte: mehr Ruhe im Gegenüber. Tut sich das Gegenüber schwer, das zu verstehen, wird sie noch passiver. Sehr unbequem für die aktive Person. Und auch im Ungleichgewicht.

Je weniger die jeweilige Sprache verstanden wird, desto extremer werden die Verhaltensweisen ausgelebt.

Die Natur ist nun aber immer bestrebt, ein Gleichgewicht herzustellen. Wir sind es auch. Wie lässt es sich also herstellen?

Wenn die machende Person weniger macht, entsteht mehr Raum fürs Tun. Entweder dieser Raum bleibt leer. Dann müssen beide Personen damit leben können, dass Verschiedenes ungemacht ist. Oder die passive Person wird aktiv. Sie kann diesen Raum nutzen, um ihre eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren. So nähern sich die Extreme dem Gleichgewicht an.

In der Liebe ist es nicht anders. Immer macht die eine Person der anderen vor, was sie selbst gerne hätte, wann sie sich geliebt fühlt. Wenn die eine Person die andere mit Liebkosungen überschüttet, bleibt der anderen keine Möglichkeit, selbst welche zu geben. Körperliche Zuwendung versus körperlichen Abstand, Nähebedürfnis versus Freiheitsbedürfnis, Ordnung versus Unordnung, und so weiter. Entscheidend ist an erster Stelle, die eigene Sprache zu verstehen. Erst danach macht es Sinn, die Fremdsprache zu erlernen.

Letztendlich geht es darum, dass wir uns alle geliebt fühlen wollen. Besser als Virginia Satir kann man es nicht auf den Punkt bringen:

„Ich glaube daran, dass das größte Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden.

Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt“.

Wenn dies geschieht, entsteht Gleichgewicht. Dann entstehen gesunde Beziehungen. Die machende Person kommt ins Bekommen – und die empfangende Person kommt ins Machen.

Freitags
frage

Folgen Sie mir zu der aktuellen FREITAGSFRAGE.
Lassen Sie sich inspirieren und zum Nachdenken anregen.

Freitagsfrage

Ihr
Nutzen

Ein Moment des Innehaltens und der Reflexion

Selbsterkenntnis

Erkennen des größeren Ganzen

Klarheit

Inspiration zu weiteren, tieferführenden Fragen

Antworten, an die Sie bis jetzt noch nicht gedacht haben

Schönheit als Resilienzfaktor | Ute Schaeberle